Praktikum in der Hölle

Höllenhunde

Auf einem Seminar vor einiger Zeit habe ich Vanessa Bokr von der Hellhound-Foundation kennen gelernt. Der Workshop hatte den aktuellen Titel „Aggression für Hundehalter & Trainer“.  Aktuell weil das Thema Aggression beim Hund immer mehr zum Thema wird und für viele Hundehalter ein Problem darstellt.

Oftmals weil der eigene Hund aggressives Verhalten zeigt und das Umfeld mit Ausgrenzung reagiert. Man wird immer mehr in eine Ecke gedrängt, Spielbesuch für das eigene Kind darf nicht mehr kommen, andere Hundehalter, mit „netten“ Hunden, werfen einem ängstliche, mitleidige oder vorwurfsvolle Blicke zu. Punktum – die Palette ist lang und aggressive Hunde sind unerwünscht. Diese unerwünschten Hunde landen dann bei Vanessa und sind ab da Höllenhunde. Meist schon auffällig gewordene Höllenhunde, muss man ehrlicherweise sagen. Hunde die andere Hunde verletzt haben oder sogar totgebissen, Hunde die Menschen verletzt haben, sogar Krankenhausreif. Hunde von denen man meinen könnte, das sie nicht normal sind, aggressive,“Gott sei Dank“ weggesperrte, höllische Bestien …

Wenn es so einfach wäre …. ist es aber gar nicht!

Aggressionsverhalten ist ein normales Repertoire des Hundes! Ich finde das muss man sich immer wieder bewusst machen. Hunde streiten sich und Rüden noch viel lieber (sicher auch Menschen streiten sich, aber die nutzen dann eben nicht ihre 42 Argumente, da sind es dann nur Fäuste, Schlagringe …  ;-)) Hunde können aus verschiedensten Gründen mit Aggressionsverhalten reagieren, das gehört bei ihnen einfach zum normalen Verhalten und ich persönlich denke das man das nicht überdramatisieren sollte. Gerade wenn sie mit diesem Verhalten schon positive Lernerfahrungen verknüpft haben. Natürlich möchte ich an dieser Stelle nicht sagen, das es in Ordnung ist, wenn der Rottweiler den Pudel frisst oder das Kind vom Dackel gebissen wurde!

Es liegt natürlich in der Verantwortung des Hundehalters seinem Hund ein Alternativverhalten aufzuzeigen und auch den Hund zu managen, sowie die Umwelt und den Hund zu schützen.

ABER …

  • ohne (den Hund) für sein normales Verhalten zu verurteilen und/ oder
  • ohne (den Hundehalter) zu verurteilen

Nehmt die Hunde wahr, wenn sie mit Euch kommunizieren – und das tun sie ständig.

Mein Hund Pepe z.B. ist ein wirklich netter Hund. Er ist unheimlich höflich, wenn er Jemanden kennenlernt, sogar eher etwas zurückhaltend. Kinder findet er generell toll und ich kann ihn zu den Kleinsten lassen, da er auch einen unbeholfenen etwas groberen Umgang verzeiht. Das muss er aber gar nicht, weil ich das nicht dulde!
Pepe mag es nicht bedrängt zu werden und sehe ich das ein Kind ihn liebevoll umarmen möchte (und das wollen sie Alle ;-)), hole ich Beide aus der Situation raus. Ich erkläre dem Kind das die Umarmung für Pepe eine Bedrängung ist und das er beißen könnte – so schütze ich an dieser Stelle Beide. Ein Freund, der in einer ähnlichen Situation nicht auf mich hören wollte wurde von Pepe gebissen. Blöd für ihn, blöd übrigens auch für Pepe, denn der hatte durchaus Stress in der Situation, aber da sieht man mal, das auch der netteste Hund, bei dem man nichtmal im selben Satz an Aggression denkt, 42 Zähne hat. Pepe hat bei diesem Vorfall übrigens super kommuniziert, wurde aber leider nicht gehört. So schnell kann es gehen – der Freund lebt übrigens noch und weiß mittlerweile das Knurren übersetzt ein deutliches „Lass das jetzt!“ bedeutet – auch bei einem Pepe.

Mich lässt das Thema Aggressionsverhalten beim Hund irgendwie nicht los, deswegen mache ich im Moment ein Praktikum bei den Höllenhunden in der Hellhound-Foundation. Dort gibt es übrigens auch höllische Schoßhunde und super Typen und Typinnen, die ein nettes zu Hause suchen indem sie verstanden werden…